Rose aus Rauch

Dritter Teil der Trilogie von Kunstunterrichtsideen inspiriert von Alice in Wonderland.

Mit meiner Klasse besuchte ich die Kinderoper „Wunderland“ (Musik: Anno Schreier, Texte: Alexander Jansen) im Opernhaus Dortmund. An einer Stelle ließ mich der Text aufmerken: Da war die Rede von einer Rose oder Blume aus Rauch, aus Salz, aus Blut… Wie spannend! Daraus lässt sich doch was machen…

Warum sollte eine Rose aus diesen Stoffen bestehen? Haben sie etwas mit der Rose zu tun? Vielleicht der Rauch mit dem Duft der Rose. Das Blut mit der Farbe oder mit den Stacheln, an denen man sich verletzen kann. Das Salz…?

Dieses Prinzip griff ich auf zur Entwicklung der Aufgabe: die Eigenschaften eines Gegenstandes zu erforschen und dann ein Material zu finden, das eine Eigenschaft darstellt, um anschließend den Gegenstand aus diesem Material zu bauen. Oder den vorhandenen Gegenstand mit dem Material zu bedecken.

Dies erinnerte mich an das Werk „Celloswarm“ von Bill Woodrow, das ich einige Zeit vorher im New Art Centre bei Salisbury gesehen hatte: Ein Cello, mit Bienen bedeckt. Warum gerade Bienen? Vielleicht, weil ihr Summen ähnlich klingt wie das Cello.

Bill Woodrow: Celloswarm, 2002. Bronze, Stein, Blattgold, 82 x 92 x 208 cm. New Art Centre, Salisbury, UK. Courtesy of the artist. Fotos: Nicola Rother

Ausgehend von den beiden Quellen – der Wunderland-Oper und dem Kunstwerk – wurde das Prinzip mit den Kindern erarbeitet. Sie untersuchten verschiedene selbstgewählte Gegenstände auf deren Eigenschaften hin und fanden – oftmals mit viel gegenseitiger Beratung durch Mitschüler und Lehrerin in der Künstlerkonferenz – ein Material, das die Eigenschaft ausdrücken kann.

Ein Gegenstand wird intensiv mit Hilfe des Rasters untersucht. Das Raster führt weiter zum Finden eines passenden Materials.

Die „Frühstücks“-Tasse verändert ihr Aussehen mit der Zeit.

Eine Gitarre kostet viel Geld. Darum hat ein Kind die gebaute Gitarre mit Rechen-Geld bedeckt. Auf einer Gitarre spielt man. Also hat ein anderes Kind eine Gitarre gebaut, die mit Teilen von Gesellschaftsspielen bedeckt ist.

Blume aus Gras. Hierfür hat der Junge Katzengras als Material mit in die Schule gebracht.

Ein Beamer braucht Strom. Die Kabel bringen den Strom. Darum wurde ein Beamer aus Kabeln gebaut und später noch weiß angemalt.

Mit einem Buch kann man es sich so richtig gemütlich machen. Zur Gemütlichkeit gehören auch Kissen und Decken. Darum arbeitete das Mädchen ein Buch aus Stoffen, mit einer Titelseite aus Kissen — selbst genäht mit viel Hlfe der Klassenkameraden — und mit Seiten aus Stoffdecken.

In einer Sanduhr läuft der Sand hin und her wie die Tinte in einem Marker. Lange hat der Junge getüftelt, wie man eine Art Sanduhr mit bzw. aus den Markern bauen könnte. Am Schluss wurden die Stifte in zwei abgeschnittene Plastikwasserflaschen gesteckt und diese an den Öffnungen aneinandergeklebt.

Mit einem Löffel isst man — zum Beispiel Nudeln. Darum sollte der Löffel mit Nudeln beklebt werden. Zuerst probierte das Mädchen es mit gekochten Nudeln; das funktionierte nicht so richtig. Mit rohen Nudeln und Bastelkleber hielt es schließlich gut.

Eine Schere klappt beim Schneiden auf und zu — wie ein Buch. Darum legte ein Junge eine Schere aus Büchern. Mal aufgeklappt, mal zugeklappt.

Weil die Form der Flasche sie an eine menschliche Figur erinnert, beklebte ein Mädchen die Flasche mit Süßigkeiten, die ebenfalls eine taillierte, an eine menschliche Gestalt erinnernde Form haben.

Jesus wurde mit Nägeln ans Kreuz geschlagen. Die Prickelnadeln pieksen ähnlich wie Nägel. Darum baute der Junge ein Kreuz aus Prickelnadeln.

Das Fell eines Pferdes ist kuschelig wie ein Pulli. Darum formte das Mädchen ein Pferd aus Pullis. Es wurde an Fäden vor dem Fenster aufgehängt.

Eine Schere ist spitz wie ein Splitter. Darum durfte der Junge einige überzählige Tassen aus dem Lehrerzimmer — zum Schutz in ein Tuch gewickelt — mit dem Hammer zerschlagen. Er setzte die Splitter dann mit Kleber aus der Kaltklebepistole zu einer Schere zusammen.

Auf Zetteln und Plakaten wurden Impulse, Erkenntnisse und Assoziationen festgehalten, die beim ersten gemeinsamen Untersuchen eines Gegenstandes — hier der Rose — zusammenkamen. Unten eine kleine Sammlung von möglichen Bau-Materialien, um den Materialbegriff der Kinder zu erweitern: Zucker, Erde, Seile, Steine, Plastikfolie, Geldstücke, Büroklammern — das und vieles, vieles mehr kann Material für künstlerische Arbeiten sein.

© Unterrichtsidee, Dateien und Fotos : Nicola Rother 2018

Hier finden sich die Arbeitsunterlagen für den Unterricht: